Abriss der Ortsgeschichte

Die nachfolgenden Texte wurden von Sigmar Ohliger verfasst und freundlicherweise zur Verfügung gestellt.

Frühgeschichte

Nach Dr. Karlwerner Kaiser, ehemals Archäologische Denkmalpflege Speyer, lassen die bisherigen Erkenntnisse und Bodenfunde für die Gemarkung Herschweiler-Pettersheim keinen Anteil an der Zeit vor dem 4./3. Jahrhundert v. Chr. erkennen. Als ältester bisheriger Fund ist ein Scheibenhalsring aus Bronze bezeugt. Die unbekannt gebliebene Fundstelle ist vermutlich ein verschleifter Grabhügel aus dem 4. Jahrhundert v.Chr.. Der Befund lässt wohl auf ein keltisches Hofgut, vielleicht ein "Rittergut" im Ohmbachtal schließen. Um zwei Jahrhunderte und etwas mehr ist ein keltischer Münzfund jünger, der aus unbekannter Stelle der Gemarkung stammt. Er kann als Vergrabfund einer Ansiedlung der "Jüngeren vorchristlichen Eisenzeit " aus dem  2. oder 1. Jahrhundert v.Chr. im Talgrund oder auf den Hängen des Ohmbachtales an einer Quelle zeugen, er kann mit einer Altstraße durch die Talung in Verbindung stehen. Schließlich führten die Ausgrabungen der römerzeitlichen villa rustica in der Seiters 1961 zur Freilegung von Siedlungskeramiken der "Jüngeren vorchristlichen Eisenzeit" in geringer Entfernung von diesem Hofgut. Sie lässt einen dortigen keltischen Hof des letzten vorchristlichen Jahrhunderts, Vorgänger des römischen Steinbaues, erwarten. Eine etwa punktweise keltische Siedlung im Ohmbachtal um das heutige Herschweiler-Pettersheim seit dem 4./3. vorchristlichen Jahrhundert, einmündend in die römische Zeit des Landes, zeichnet sich ab. Auch der Name "Hühnerkopf", der beherrschenden Kuppe östlich des Ortes, lässt sich auf die Bezeichnung "Hünenkopf" (mdh. Hunnenkopf) zurück führen und ist ein sprechender Hinweis auf eine urgeschichtliche Bevölkerung und ihre besondere Verbundenheit mit dem Berg. Die Errichtung der 1959-1961 ausgegrabenen und aus der römischen Zeit nach Christi Geburt stammenden villa rustica über einer ausplanierten Brandschuttschicht, in der Baureste und Keramikscherben eingeschlossen waren, beweist, dass im zweiten nachchristlichen Jahrhundert bereits ein großer Holzbau mit Lehmfachwerk, der im Brand unterging, am selben Platz voraus gegangen war. In 30 m Abstand von der Rückseite der villa rustica frei gelegte Siedlungskeramik aus der jüngsten vorchristlichen Eisenzeit lässt erkennen, dass an der Stätte eine keltische Siedlungstradition seit der "Jüngeren vorchristlichen Eisenzeit" in die römische Zeit des Landes hinein bis in die 2. Hälfte des 3. Jahrhunderts n. Chr. besteht. Nach den Germaneneinfällen und der Zerstörung der villa rustica im ausgehenden 3.Jahrhundert n. Chr. folgten vermutlich Jahrhunderte der Siedlungsleere, in denen wieder Urwald die Fläche überzog.

 

Mittelalter

Um das Jahr 400 hatten germanische Völker schon weite Teile der römischen Provinzen im westlichen Europa erobert. Von Norden her drangen salische Franken durch die Wetterau nach Westen vor. In den Auseinandersetzungen unter den Fürsten der verschiedenen fränkischen Teilstämme ging Chlodwig, ein Fürst aus dem Geschlecht der Merowinger als Sieger hervor, der sich zum Alleinherrscher und König der Franken machte. Im Jahre 486 besiegte er den letzten römischen Statthalter. Damit war in Gallien die Römerzeit vorbei, und dieses dem fränkischen Königreich einverleibt. Das neu gewonnene Land wurde ihm jedoch von den Alemannen streitig gemacht. In einer Entscheidungsschlacht im Jahre 506 bei Straßburg gelobte Chlodwig in größter Not, bei einem Sieg über die Alemannen zum Christentum über zu treten. Zusammen mit über 3000 Kriegern ließ sich der siegreiche Chlodwig vom Bischof von Reims, dem heiligen Remigius, taufen und zum Haupt und Beschützer der fränkischen Kirche bestimmen. Durch einen späteren Frankenkönig erfolgte im 6. oder 7. Jahrhundert - möglicherweise durch König Childebert II. zwischen 575 und 590 n.Chr. - die Abtrennung des Remigiuslandes aus dem Königsland und die Übergabe an das Erzbistum Reims, so dass das dortige Kloster Saint Remi  Besitzer des Remigiuslandes wurde, innerhalb dessen die heutige Gemarkung von Herschweiler-Pettersheim grenznah lag.

Das straff organisierte Frankenreich entwickelte sich nach und nach, insbesondere unter Karl dem Großen (785-814) zur bedeutendsten Macht in Europa. Schließlich errang 1024 Konrad II. die deutsche Königswürde und auch die Kaiserkrone, die die Salier über 100 Jahre inne hatten. Neben der Errichtung der Pfalzgrafen oder Königsburgen wurde das Reich in Gaue und Marken eingeteilt und bestimmte Männer damit als Grafen vom König beliehen oder "belehnt ". Einer der mächtigsten Gaue war der Nahegau, zu dem unser Gebiet gehörte. Die Grafen hatten als Vögte zugleich die Pflicht, das Remigiusland als geistlichen Besitz zu schützen, das sie sich jedoch lieber einzuverleiben versuchten. Die Möglichkeit, Lehen weiter zu geben und dadurch selbst Lehnsherr zu werden, sowie das Recht, das einmal empfangene Lehen an die Nachkommen zu vererben, führte zur Verselbstständigung der Lehensempfänger und Vasallen und förderte deren Machtentfaltung und Unabhängigkeit. Dies gilt auch für das Grafengeschlecht der Emichonen, das bis zum Jahre 1110 die Herrschaft im Nahegau ausübte. Als der letzte Gaugraf Emich starb, begannen die Teilungen:

- Um 1113 begründete sein Sohn Emich das Haus der Wildgrafen.

- Um 1134 machte sich sein Bruder Gerlach selbstständig und benannte seine Grafschaft nach der Burg Veldenz in der Nähe von Bernkastel-Kues.

- Um 1140 entstand das Geschlecht der Raugrafen.

Diese drei Grafengeschlechter im früheren Nahegau bestanden allerdings bis zum Ausgang des Mittelalters und prägten die Geschichte unseres Raumes, besonders durch häufige Streitigkeiten, Erbteilungen, Verpfändungen und Besitzwechsel. Der Veldenzer Anteil am Nahegau erstreckte sich 1134 u.a. auf die Vogtei über die Güter des Klosters Saint Remi in Reims, also auch auf das Remigiusland. Als ständiger Wohnsitz diente dem ersten Grafen Gerlach von Veldenz zunächst eine Burg im Nahetal, später wurde Meisenheim zur Residenz erhoben. Als Graf Gerlach V. 1259 unerwartet starb und eine junge Frau hinterließ, die bald darauf eine Tochter zur Welt brachte, waren damit die Grafen von Veldenz aus dem Stamm der Emichonen in der männlichen Linie ausgestorben, so dass Verwandte die Hände nach dem scheinbar "herrenlosen" Besitz ausstreckten. Vor allen anderen war es Wildgraf Emicho, der als Nachkomme des alten Veldenzer Grafengeschlechts Ansprüche auf das Oberamt Lichtenberg geltend machte und sich mit Sicherheit auch gewaltsam in dessen Besitz gebracht hätte, wenn nicht Graf Heinrich von Zweibrücken, der Großvater und Vormund der minderjährigen Erbtochter Agnes die Erbansprüche seiner Enkelin zu verteidigen gewusst hätte. Mehrere Holzburgen ließ er in aller Eile auf Bergen und in Tälern errichten. Wahrscheinlich steht die Entstehung der Burg Petersheim  in Verbindung mit dieser Notsituation. Wenn sie vor 1258 noch nicht bestanden hatte, dann ist sie wohl zwischen 1258 und 1260 begründet worden mit der Aufgabe, das obere Ohmbachtal und die hiesigen Siedlungen vor einem Raubzug zu schützen. Die später zur Wasserburg ausgebaute Anlage war sicher ein gut gewählter und wehrhafter Stützpunkt, von dem aus die Verkehrswege beobachtet und die Umgebung gesichert und verteidigt werden konnten. Diese Anstrengungen hatten Erfolg, denn der Wildgraf erkannte schließlich das Erbrecht der kleinen Agnes an. Durch Agnes Vermählung mit Ritter Heinrich von Geroldseck, der als Heinrich I. von Veldenz die Regentschaft übernahm, erfolgte ein Wechsel in der Dynastie ohne Namensänderung für die Grafschaft. Seinem Sohn Georg I. folgte 1347 Heinrich II., dessen Söhne Heinrich III. und Friedrich II. ab 1378 anfänglich den Veldenzischen Besitz gemeinsam verwalteten. Am 23. April 1387 wurde dieser in einer Teilungsurkunde, in der die Burg Petersheim als kleine Wasserburg erstmals urkundlich erwähnt ist, unter den Brüdern aufgeteilt. Unter Friedrich III. fand sich die Grafschaft wieder in einer Hand. Durch die Heirat seiner Erbtochter Anna im Jahre 1409 mit König und Kurfürst Ruprechts Sohn Stephan, Pfalzgraf von Zweibrücken und Herzog von Bayern und Pfalzgraf bei Rhein bahnte sich jedoch der Übergang in das Herzogtum Pfalz-Zweibrücken an, der 1444 nach dem Ableben des letzten Veldenzer Grafen Friedrich III. vollzogen wurde. Damit endete die Dynastie der Veldenzer. Aus dem linksrheinischen kurpfälzischen Erbteil des Pfalzgrafen Stephan und der gesamten Grafschaft Veldenz sowie zusätzlich aus der Grafschaft Zweibrücken begründete Stephan 1444 ein neues Territorium, das Fürstentum Pfalz-Zweibrücken, zu dem Herschweiler und Pettersheim fortan gehörten.

 

Neuzeit

Um die weiteren Ereignisse in unserem Raum während des 30-jährigen Krieges zu verstehen, ist ein Abstecher in die Geschichte des Deutschen Reiches notwendig: Während zur Zeit des hohen Mittelalters der Kaiser an Macht verlor, wuchs die Macht der Fürsten, die in ihrem Herrschaftsgebiet ein absolutes Regiment führten. Vor allem die protestantischen Fürsten lösten sich vollkommen von der kaiserlichen Macht, so dass sich bald zwei konfessionell ausgerichtete Lager bildeten, 1608 die protestantische Union und 1609 die katholische Liga. Das Fürstentum  Pfalz-Zweibrücken blieb vorerst noch unparteiisch: obwohl es militant die Ideen der Reformation verfocht. Als im ewigen Streit zwischen Protestanten und Katholiken der Prager Erzbischof eine protestantische Kirche niederreißen ließ, kam es 1618 zum Prager Fenstersturz, der einen Religionskrieg auslöste. Die böhmischen Protestanten, die den neuen Kaiser Ferdinand II. ablehnten, wählten den protestantischen Kurfürsten Friedrich V. von der Pfalz zu ihrem König (Winterkönig). Die böhmischen und pfälzischen Truppen wurden jedoch in einem Gegenschlag von den Kaiserlichen besiegt und Friedrich V. floh ins Exil. Der Kaiser übergab nun die pfälzische Kurwürde an den bayerischen Herzog Maximilian I.. Sein General Tilly eroberte 1620 große Teile der Pfalz und zwang die Untertanen, den katholischen Glauben anzunehmen. Spanische und italienische Truppen, die auf Seiten des Kaisers kämpften, eroberten 1620 ebenfalls pfälzische Gebiete und machten keine Unterschiede zwischen Kurpfalz und dem Fürstentum Pfalz-Zweibrücken. So nützte es nicht viel, dass Johannes II., der seit der Übersiedlung Friedrich V. nach Prag in Heidelberg die Regierung übernommen hatte, die Pfalzgrafschaft Zweibrücken zu einem neutralen Staat erklären wollte. Plündernd zogen die Truppen 1620 durch unser Land, das von nun an auch die Truppen und deren Pferde verpflegen musste. Über zwei Jahrzehnte war unsere Westrichheimat ein beständiges Durchmarschgebiet für ausländische Truppen. Als die Widerstandskraft der Protestanten gebrochen war, griffen ausländische Mächte in das Kampfgeschehen ein, um den Protestantismus zu retten. Pfalzgraf Johannes II. gab schließlich seine Neutralität auf und schloss sich dem Schwedenkönig Gustav Adolf an, der 1633 mit seiner Heermacht nach Süddeutschland zog. Als dieser bei Nördlingen geschlagen wurde und sich aus Süddeutschland zurückziehen musste, kam 1635 mit den kaiserlichen Truppen Tod und Verderbnis in unsere Landschaft am Glan. Kroatische Söldner des kaiserlichen Heeres zogen glanaufwärts über Meisenheim, Kusel und Sankt Wendel und verwüsteten grauenvoll unser Land. Kaiserslautern, Kusel und Zweibrücken wurden 1635 völlig zerstört und niedergebrannt. Das gleiche Schicksal erlitt Konken mit seiner Kirche. Die schon ausgeplünderten und verlassenen Dörfer wurden völlig zerstört. Auch aus Herschweiler und Pettersheim erhalten wir aus dieser Zeit keine Nachrichten mehr. Mancher Ort wurde aus seinen Trümmern nicht mehr aufgebaut, wie z. B. der Ort Reisweiler  nördlich von Herschweiler. Im ganzen Oberamt Lichtenberg soll es noch eine Kuh gegeben haben. Wer den Kroatensturm überlebt hatte, war dem Hunger preisgegeben oder fiel entkräftet der grassierenden Pest zum Opfer. Die übrig gebliebenen Menschen ernährten sich von Wurzeln der Pflanzen und Blättern der Bäume, meist ohne Brot, verzehrten in ihrer Not Hunde- und Katzenfleisch und wurden zum Kannibalismus getrieben. Herzog Johannes II. flüchtete vor der Belagerung Zweibrückens und begab sich 1635 nach Metz in das Exil und starb dort noch im selben Jahr. Durch die Vereinigung der ebenfalls im Herzogtum Zweibrücken raubend und mordend umherziehenden Schweden mit Frankreich wurde der Krieg um mehr als ein Jahrzehnt verlängert, obwohl Kaiser Friedrich III. für eine Beendigung des Krieges eintrat. Erst als 1644 die Friedensverhandlungen von Münster und Osnabrück begonnen hatten, zogen die kaiserlichen Truppen nach neunjähriger Besatzungszeit wieder ab. Jetzt erst wagte Herzog Friedrich (1616-1661), der sich wie sein Vater in Metz aufhielt und  dort fern des Herzogtums 1635 die Nachfolge Johannes II. antrat, neun Jahre nach seinem Regierungsantritt nach Zweibrücken zurück zu kehren und die Regierung (1635-1661) zu übernehmen. Erst 1648 kam es zum Westfälischen Frieden. Nach der Rückkehr des Herzogs Friedrich aus dem Exil in Metz im Jahre 1644 und mit der Bestätigung der Privilegien und Freiheiten Zweibrückens Anfang des Jahres 1642 begann der Wiederaufbau des Landes. Da Zweibrücken zerstört war, zog Friedrich um in die alte Residenz nach Meisenheim, die von Kriegzerstörungen verhältnismäßig verschont geblieben ist. Der körperlich behinderte Herzog zeigte viel guten Willen, doch die Kriegsschulden lasteten schwer auf dem Land. Die Lage besserte sich erst, als dessen Nachfolger Friedrich Ludwig, der ein großes Vermögen von seiner Mutter erbte, neuer Herzog von 1661 bis 1681 wurde. Endlich machte der Wiederaufbau Fortschritte. Aus verschiedenen Gegenden Deutschlands und vor allem aus der Schweiz kamen Einwanderer in die nahezu menschenleere Gebiete des Herzogtums. Nach dem 30-jährigen Krieg kehrten 1670 nach Herschweiler nur noch die Familien Veith, Schneider und Scherer und nach Pettersheim die Familien Trapp und Maurer zurück. In einer 1677 von dem pfalz-zweibrückischen Regierungsrat David König vorgelegten Beschreibung über die Pettersheimer "Burg" wird folgendes berichtet: "Das Haus Pettersheim ist ein klein Haus, liegt im Morast und ist mit einem Wassergraben umgeben, hat kein Zugehörd und wohnt nur ein Schultheiß darauf, kann den umliegenden Dörfern bisweilen als Retirade (Zufluchtsort) dienen."

Von 1672 an führte der französische Sonnenkönig Ludwig XIV. mehrere Kriege gegen deutsche Fürsten in der Absicht, seine Grenzen zu erweitern. Während des Holländischen Krieges des Sonnenkönigs wurde 1775 im Amt Lichtenburg 58 Dörfer verbrannt. In Kusel wurden 1677 dreißig Gebäude eingeäschert. Ab 1680 begann der französische König eine Reunionspolitik, um auch in den Besitz des Fürstentums Pfalz-Zweibrücken zu kommen. Als der Pfalzgraf sich dieser widersetzte, wurde er für abgesetzt erklärt. Französische Truppen marschierten erneut in das Fürstentum ein. In dieser Zeit erkrankte Friedrich Ludwig und starb 1681 auf Schloss Landsberg bei Obermoschel. Da er ohne männliche Nachkommen war, erlangte aus einer Seitenlinie der König von Schweden, Karl XI. die Würde eines Pfalzgrafen von Zweibrücken und Herzog von Bayern. Der König hat sein Fürstentum nie besucht. An seiner Stelle regierte von 1681-1693 der Pfalzgraf Christian II. aus der Zweibrückischen Seitenlinie Pfalz- Birkenfeld. Nach 1693 lag dann die Regierung in der Hand von Charlotta Friederike, der jüngsten Tochter des früheren Pfalzgrafen und Herzogs Friedrich, der 1664 aus dem lothringischen Exil nach Zweibrücken zurück gekehrt war. Sie war mit dem früh verstorbenen Sohn des Herzogs Friedrich Ludwig verheiratet. In schwierigen Zeiten regierte sie in Meisenheim das Fürstentum mit großer Umsicht. Von 1688-1697 überzog der französische Sonnenkönig die Kurpfalz und Teile des Fürstentums Zweibrücken erneut mit Krieg, um Erbansprüche auf das Erbe seiner Schwägerin Elisabeth Charlotte (Liselotte von der Pfalz), geltend zu machen. Dem Schwedenkönig war das gleichgültig, ob er die Grafschaft als deutsches oder französisches Lehen empfing. Als Karl XI. 1697 starb, wurde sein Sohn Karl XII. Nachfolger. Das Jahr 1697 brachte den Frieden von Rijswijk, in dem Ludwig XIV. auf viele seiner Eroberungen verzichten musste. Pfalz-Zweibrücken wurde den Schweden zuerkannt. Doch Karl XII. bekam das Fürstentum Pfalz-Zweibrücken nie zu Gesicht.  Er erließ jedoch Programme zur Förderung der Landwirtschaft und des Schulwesens. Auch auf dem Lande wurde das Schulwesen mit Nachdruck gefördert. Unter dem schwedischen Einfluss vollzog sich auch die kirchliche Entwicklung in neuen Bahnen. König Karl XII. von Schweden wurde 1718 bei der Belagerung der Stadt Friedrichshall ermordet. Da er nicht verheiratet war und keine Nachkommen hatte, übernahm seine Schwester die Regierung. Die Pfalzgrafschaft fiel jedoch zurück an die Seitenlinie von Pfalz-Kleeburg. Erster Anwärter und Nachfolger Karls XII. war ein Vetter des Schwedenkönigs namens Gustav Samuel Leopold, ein Offizier in Diensten des Kaisers, der möglicherweise diesem  zuliebe zum Katholizismus konvertierte. Nach einem Bericht vom Jahre 1704 war das Schloss Pettersheim alt, klein und baufällig und hatte nicht mehr als zwei oder drei Kammern. Während der Regierungszeit des Herzogs Gustav Samuel (1718 - 1731) ging das "ruinierte Schloss und Gut Peddersheim" an dem im Jahre 1725 größere Umbauarbeiten durchgeführt wurden, einschließlich der beiden Dörfer Herschweiler und Pettersheim mit allen Einnahmen, die auf den Einwohnern ruhten, unter Missachtung des Testamentes von Herzog Wolfgang als Mannlehen an den kaiserlich geadelten Geheimrat, Oberjäger- und Oberhofrat Johann Heinrich von Hoffmann: Die Einwohner von Herschweiler und Pettersheim waren ihm als Untertanen verpflichtet. Die am Zweibrücker Hof in hohem Ansehen stehende Familie Hoffmann geriet jedoch wegen Diebstahls in der Todesnacht des Herzogs in Verruf. Nach dem Tod der Gräfin von Hoffmann, die den Herzog schon vor dessen Scheidung von seiner ersten Frau geheiratet hatte, fiel das Mannlehen 1753 wieder an das Herzogtum Zweibrücken zurück. Da Herzog Gustav Samuel Leopold kinderlos blieb, ging die Regierung des Fürstentums 1731 an den Pfalzgrafen Christian III. der Seitenlinie Pfalz-Birkenfeld über. Christian III. ein Urenkel des Herzogs Wolfgang, war trotz seiner guten Beziehung zum französischen Königshaus ein treuer evangelischer Christ geblieben. Fragen der Konfession verzögerten seine Anerkennung in der Nachfolge um drei Jahre bis ins Jahr 1734. Zum Regieren blieb ihm dann gerade noch ein Jahr Zeit, denn er starb bereits 1735. Da Christian IV. beim Tod des Vaters erst 13 Jahre alt war, übernahm seine Mutter Karoline die Vormundschaft und regierte mit großer Umsicht und Tatkraft. Im Jahre 1742 übernahm Christian IV. selbst die Regierungsgeschäfte. Er war ein Herzog von großem Format und galt als eine aufgeklärte Persönlichkeit. Hinsichtlich der Erbfolge in der Kurpfalz und in Bayern entschied er sich, zum Katholizismus überzutreten. Der aufgeschlossene, tatkräftige und tolerante Fürst sorgte für das Wohl seiner Untertanen. Auch Verbesserungen im religiösen, sozialen und rechtlichen Sektor sowie im Schulwesen und in der Landwirtschaft sind ihm zu verdanken. Kunst, Wissenschafft, Handel, Gewerbe und das Verkehrswesen blühten auf. Als Freund der schönen Künste und Wissenschaften ließ er das alte Schloss Pettersheim niederreißen und an gleicher Stelle während der Jahre 1759 bis 1768 ein prächtiges Jagdschloss mit großen, kunstvollen Gartenanlagen nach den Plänen des schwedischen Barockarchitekten Jonas Erichson Sundahl oder unter dessen Mitwirkung nach den Plänen des Pariser Architekten Pierre Patte (1723-1814) als Nebenresidenz errichten. Als im Herbst 1763 in Zweibrücken die Ruhr ausbrach, flüchtete Christian IV. mit seiner Familie in die im Bau befindliche Nebenresidenz Pettersheim. Wiederholt war sie Ausgangspunkt für Parforcejagden, trat hier die Hofkapelle mit Werken des Konzertmeisters Ernst Eicher auf und wirkte hier der Hofmaler Mannlich. Auch der Lieblingsneffe Christians IV., Maximilian Joseph I., der spätere erste König von Bayern, welcher am Hofe seines Onkels erzogen wurde, verbrachte einen Teil seiner Jugend in Pettersheim. Christian IV. ließ die auch seit 1666 bestehende Fronbotenlinie, die von Zweibrücken über Herschweiler-Pettersheim nach Meisenheim führte, nach 1750 zur Straße ausbauen, auf der teils sechssitzige Landwagen von 1772-1794 in zweibrückischem Dienst standen. In der Nacht zum 5. November 1775 starb der  fortschrittlich denkende Fürst in der hiesigen Nebenresidenz an einer Lungenentzündung. In die Erbfolge Christian IV., der illegitim mit der zur Gräfin Forbach geadelten Tänzerin Marianne Camasse des Mannheimer Theaters verheiratet war, trat 1775 nicht einer seiner Söhne, sondern sein Neffe Karl II. August die Nachfolge an. Im Volksmund  wurde der selbstherrliche Despot verächtlich "Hundskarl" genannt. Für seine Jagden ließ er große Hatz- und  Leithundeställe sowie zwei Pferdeställe für 200 Pferde errichten, vernachlässigte aber die hiesige Nebenresidenz, weil er sich bei Homburg das Märchenschloss Karlsberg erbaute. Karl II. August war seinem Wesen nach ganz ein absolutistischer Herrscher, dessen  Regiment durch übermäßigen Prunk bei gleichzeitiger Willkür gegenüber den Untertanen gekennzeichnet war. Er galt einerseits ebenfalls als Förderer der Künste, andererseits aber auch als grausamer und selbstherrlicher Despot. Seine Regierungszeit fiel in die letzten Jahrzehnte vor der großen Revolution. Der verschwenderische Fürst floh 1793 vor den französischen Revolutionstruppen nach Mannheim ins Exil, wo er zwei Jahre später starb.

Am Morgen des 11. März 1793 erschien eine Gruppe von etwa 50 französischen Reitern, die im Schloss ihre Pferde unterstellten. Die Soldaten begannen mit den Plünderungen des Schlosses. Am selben Tag kam ein weiterer Trupp französischer Kavallerie, der das noch vorhandene Heu beschlagnahmen wollte. Im Laufe des ersten Halbjahres 1793 wurden die französischen Truppen wieder zurückgedrängt, waren jedoch im Juli wieder auf dem Vormarsch. Am 24. Juli 1793 trafen die Revolutionstruppen auch in Pettersheim ein, plünderten und verwüsteten erneut das Schloss. Kurz davor hatte der Pettersheimer Burgvogt Etienne in einer Rettungsaktion alle im Schloss verwahrten wertvollen Gegenstände im Wert von 4608 Gulden nach Kastellaun in den Hunsrück in Sicherheit bringen lassen, stellte für das Schloss noch schnell eine marode Wache aus ein paar Invaliden auf und flüchtete selbst nach Zell an der Mosel. Auch "Gesindel" aus Herschweiler und Pettersheim beteiligte sich mehrfach an den Plünderungen. Die sechs verdächtigen Personen, der ausgediente und im Schloss bedienstete Soldat Heinrich Frey mit Frau und Tochter, Katharina Großklos, Susanne Knapp und Georg Heß, (alle aus Pettersheim) wurden während des vorübergehenden Rückzugs der Franzosen verhaftet, in Kaiserslautern von preußischen Truppen verhört, waren geständig und wurden für zwei Jahre auf der Feste Dilsberg bei Heidelberg eingekerkert. Heinrich Frey starb während der Haft, die Freilassung der übrigen wurde am 14. April 1795 angeordnet. Christian Etienne, der inzwischen zum zweiten Mal aus dem Exil zurück gekehrt war, fand das ganze Schloss samt seiner Wohnung geplündert und völlig verwüstet vor und wollte die Schäden wieder reparieren lassen. Der französische Agent Haupt überließ jedoch 1796 mehreren Kuseler Bürgern die Ziegeln des Pferdestalles. Danach wurden ständig Bauholz und Ziegeln gestohlen, so dass sich Etienne 1796 zur Versteigerung verschiedener Pferde- und Hundeställe sowie Kutscherremisen zum Abriss als Baumaterial entschloss. Die noch vorhandenen Gebäude des ehemaligen pfalz-zweibrückischen Jagdschlosses wurden wenige Jahre später von den Franzosen als Nationaleigentum ebenfalls versteigert. Auch die Ländereien, die ehemals zum Schloss gehörten, wurden 1810 verkauft. Von dem einstigen Jagdschloss sind deshalb nur noch umgebaute Gebäudeteile vorhanden.

 

Zeit nach der Französischen Revolution

Im Frühjahr 1794 wurden die Franzosen von preußischen Truppen wieder zurück geworfen, im Oktober 1794 war das Gebiet auf dem linken Rheinufer wiederum in der Hand der Franzosen. Seit dem Frieden von Campo Formio im Jahre 1797, in dem Österreich den Rhein als Grenze Frankreichs anerkannte, gehörten Herschweiler und Pettersheim bis zur Vertreibung Napoleons 1814 mehr als fünfzehn Jahre zu Frankreich. Nach der Annexion des linksrheinischen Gebietes durch die französische Revolutionsregierung trat am 22.September 1798 die neue Ordnung des Revolutionsstaates in Kraft. Das nicht mehr bestehende alte Fürstentum wurde zusammen mit der alten Feudalordnung formal aufgelöst. Abgeschafft wurde die Ableistung des Zehnten und alle anderen Feudallasten; dafür wurden Steuern eingeführt. Das herrschaftliche Gut und auch das Kirchengut wurden enteignet und an Privatleute versteigert. In der Verwaltung und im Recht kam es zu einschneidenden Veränderungen und Neuerungen, die zum großen Teil über die  Revolutionszeit hinaus von Bestand waren. Die Kirchenbücher verloren ihren Charakter als einer verbindlichen Personenbestandsaufnahme. Statt dessen wurden staatliche Personenstandsregister eingeführt. Die Selbstverwaltung der Gemeinden, wie wir sie heute noch kennen, hat in den Mairien der Revolutionszeit ihren Ursprung. Herschweiler und Pettersheim gehörten nun zur Mairie Conken, zum Kanton Cousel, zum Arrondissement Birkenfeld und zum Departement Sarre (Saar) mit der Hauptstadt Trier. Alle Dörfer erhielten ihren "adjoint" (Adjunkt).

Nach dem Tode des letzten amtierenden Pfalzgrafen Karl II. August wurde sein jüngerer Bruder Maximilian I. Joseph, der als Kind in Schloss Pettersheim weilte, Erbe der seit 1777 vereinigten Fürstentümer Bayern und Pfalz. Die napoleonische Eroberung und Neugestaltung Mitteleuropas machte 1806 seine bayerischen Stammlande - ohne die kurpfälzischen und wittelsbacher Gebiete -  links des Rheins zum Königreich und ihn zum König von Napoleons Gnaden, weil er bzw.  Bayern 1808 Napoleon im Krieg gegen Österreich unterstützte. Nach der Vertreibung Napoleons 1814 und der territorialen Neuordnung durch den Wiener Kongress 1815 kamen Herschweiler und Pettersheim zum "Baierischen Rheinkreis" mit Speyer als Hauptstadt, der späteren bayerische Rheinpfalz oder kurz Pfalz. Auf der unteren Verwaltungsebene gehörten die beiden Dörfer zur Bürgermeisterei Konken, zum Kanton Kusel und zum Landkommissariat Kusel, später als Bezirksamt und als Kreis bzw. bezeichnet. Wollenweber war der erste Bürgermeister unter bayerischer Herrschaft. Seit 1818 trug die Bürgermeisterei den Namen von Herschweiler, obgleich es ein eigenes Amtsgebäude nicht gab. Die Akten wanderten mit den Amtspersonen an ihre Wohnorte. Die Bürgermeister wurden nun erstmals von den Gemeinderäten auf fünf Jahre gewählt und von der bayerischen Regierung bestätigt. Sie verrichteten ihren Dienst unentgeltlich, trugen aber als äußeres Zeichen ihrer Würde eine silberne Medaille an hellblauem Bande um den Hals mit dem Brustbild des regierenden Bayerischen Königs auf der Vorder- und dem Namen der Bürgermeisterei auf der Rückseite. Unter anderem oblag ihnen die Führung der Zivilstandsregister. Recht gesprochen wurde in Kusel, dem Sitz des Landcommisariats. Steuern einzuziehen oblag drei Einnehmereien. Neben Kusel und Ulmet wurde Herschweiler  als Sitz einer Einnehmerei von der Regierung in München 1818 ausersehen.  Die Einnehmerei umfasste dabei die beiden Bürgermeistereien Herschweiler und Niederkirchen. Dass dieses "Amt" von 1849-1894 auch Konken sein konnte, erklärt sich aus dem Versuch der Einnehmer, ihren Wohnsitz auch zum Dienstsitz zu machen. Im Jahre 1900 legte die bayerische Regierung aber Herschweiler endgültig als Sitz fest, und damit war wohl die Einrichtung eines eigenen Amtsraumes, unabhängig von der Einnehmerwohnung, verbindlich. Erst 1938 verkleinerte sich der Steuereinzugsbereich um das obere Ostertal, das zu St. Wendel geschlagen wurde. Um das Recht, "Residenz" des Bürgermeisters und des Einnehmers zu sein, gab es zwischen Herschweiler-Pettersheim und Konken im 19. Jahrhundert eine offensichtliche Rivalität. Sie führte auch dazu, dass sich die Gemeinden Konken, Albessen und Herchweiler i. O. 1905 aus der Bürgermeisterei Herschweiler-Pettersheim lösten und eine eigene Verwaltungseinheit bildeten.

Aus der alten herzoglichen Schultheißerei des Amtes Konken im "Schloss zu Petersheim" waren nun eine Bürgermeisterei und eine Gemeindeeinnehmerei in Herschweiler-Pettersheim geworden, und beide Ämter blieben hier bis 1972 erhalten. Fast 400 Jahre hat Herschweiler-Pettersheim damit eine wichtige Rolle bei der kleinen Administration spielen können und sie ist dem Dorf gut bekommen. Der Ort hatte gegenüber den Nachbarorten viele Einrichtungen, u.a. Post, Gendarmerie und Doktor, voraus und war schon 1890 - wie es Otto Germann beschreibt -  ein kultureller Mittelpunkt, an dem man in die Höhe sah. Die Verwaltungsreform von Rheinland-Pfalz setzte mit der Neugliederung des Landes und der Gründung von sieben Verbandsgemeinden im Landkreis Kusel dieser langen Tradition ein Ende. Seitdem gehört Herschweiler-Pettersheim mit den Gemeinden Börsborn, Glan-Münchweiler, Henschtal, Hüffler, Krottelbach, Langenbach, Matzenbach, Nanzdietschweiler, Quirnbach, Rehweiler, Steinbach am Glan und Wahnwegen zur Verbandsgemeinde Glan-Münchweiler, in deren Verwaltung die Bürgermeisterei und Einnehmerei Herschweiler eingegangen sind. Die Missachtung historisch gewachsener Strukturen, der topographischen Zugehörigkeit und Zusammengehörigkeit sowie der Verkehrsachsen bei der Bildung der neuen Institution und ihrem Sitz hat Herschweiler-Pettersheim als einwohnerreichste Gemeinde in der Verbandsgemeinde in jeder Beziehung seine Bedeutung genommen.